AllgemeinesDer Leistenbruch ist mit 75% aller Hernien die häufigste Form. Bei 3% der Leistenbruchoperationen findet sichdie Sonderform der Schenkelhernie/Femoralhernie(siehe unten). Ca. 0,5 - 1% der Bevölkerung (0,4% imErwachsenenalter) müssen im Laufe ihres Lebens aneinem Leistenbruch operiert werden. Dies entsprichtca. 275.000 Operationen pro Jahr in der Bundesrepublik.Im Kindesalter treten Leistenbrüche fast ausschließlichbei Jungen auf (angeborener Leistenbruch). Im Erwachsenenalter ist eine Leistenhernie 4 - 8 malhäufiger bei Männern zu finden. Die Schenkelherniefindet sich demgegenüber zu 80% bei Frauen.In 10% der Fälle findet man einen Leistenbruch aufbeiden Seiten.Anatomische GrundlagenDie Bauchdecke besteht, grob vereinfacht aus Muskel-schichten, die die Eingeweide nach vorne bedecken. Im Bereich der Leiste endet diese Muskulatur an denBeckenknochen, am Leistenband und am Schambein.In der Bauchdecke findet sich im rechten und linkenUnterbauch ein Kanal, der Leistenkanal. Beim Mann(im Bild auf der linken Seite dargestellt) finden am inneren Eingang diese Kanals (innererLeistenring) Blutgefäße (rot und blau) und der Samen-leiter (grün) zueinander und bilden den Samenstrang.Nachdem diese durch den Kanal durch den äußerenLeistenring nach außen treten, werden sie dort von einer Muskelhülle umgeben und ziehen unter der Haut zum Hoden.Bei der Frau findet sich im Leistenkanal ein Band,welches mit der Gebärmutter verbunden ist. Es wirdin der späten Phase der Schwangerschaft gedehnt.Dies erklärt, warum einige hochschwangere Patientinnenüber Leistenschmerzen klagen.Drängt sich neben den Blutgefäßen und dem Samenleiterweiteres Gewebe (Fettgewebe, auch Darm) durch denLeistenkanal, entsteht unter der Haut eine Beule. DerLeistenbruch wird sichtbar. Durch Reizung der Nerven,die den Samenstrang begleiten, entstehen Schmerzen.Der Bruch ist in diesem Falle (im Bild links) aber nichtdirekt unter der Haut zu finden, sondern in der Muskel-hülle des Samenstranges. Daher nennt man dieseBruchform auch “indirekter Bruch” oder “indirekte Leistenhernie”.Eine weitere Schwachstelle der Bauchmuskulatur findetsich in einem Dreieck unterhalb des äußeren Leistenringszur Mitte hin. Dort ist die Muskulatur vor allem im Altersehr dünn, so dass Gewebe aus dem Bauchraum(Fettgewebe, Darm, auch Anteile der Harnblase) auf direktem Wege unter die Haut zu liegen kommt.Diese Bruchform nennt man “direkter Leistenbruch”oder “direkte Leistenhernie”.Eine weitere Bruchform findet sich wesentlich seltener,vor allem bei Frauen im hohen Alter. Hierbei drücktsich Gewebe neben den großen Blutgefäßen in derLeiste unter dem Leistenband durch und gelangt aufdie Oberschenkelvorderseite. Diese Bruchform nenntman “Schenkelbruch”, “Schenkelhernie” oder “Femoralhernie”. Patienten mit dieser Bruchformkommen häufig mit starken Schmerzen als Notfall indie Klinik, weil sich die Schenkelhernie meist erstdurch Einklemmung von Gewebe bemerkbar macht.Ursachen für die Entstehung eine LeistenhernieEin Leistenbruch ist zunächst einmal so gut wie nieFolge eines Unfalls oder einer Verletzung. Ebensowird ein solches Krankheitsbild von den Berufs-genossenschaften nicht als Berufserkrankung anerkannt,selbst wenn die Tätigkeit mit schwerem Heben verbundenist.Leistenhernien entstehen einerseits durch einepermanente Erhöhung des Druckes im Bauchraum.Übergewicht, chronische Bronchitis mit schwerenHustenanfällen, chronische Verstopfung undSchwangerschaften sind einige Ursachen für dieEntwicklung eines Bruches. Ein Patient mit kräftigemBindegewebe und starker Muskulatur wird trotz deroben angeführten Gründe trotzdem nicht unbedingteinen Bruch entwickeln. Eine Bindegewebsschwächedurch Alter, Medikamente, hormonelle Einflüsse, durchRauchen und/oder durch eine angeborene Veranlagungmuss in der Regel vorhanden sein, damit eine Hernieentsteht.Symptome und Gefahren eines LeistenbruchesDas häufigste Symptom eines Leistenbruchs ist diesichtbare Beule unter der Haut, die auf Druck oderim Liegen verschwindet. Ein weiteres Symptom istder Leistenschmerz, vor allem unter Belastung.Beim Leistenschmerz ist allerdings Vorsicht geboten.Nicht jeder Leistenschmerz ist Zeichen eines Leisten-bruches. Lymphknotenschwellungen, Muskelzerrungen,Rückenbeschweren von Seiten der Bandscheibe,ausstrahlende Schmerzen aus dem Hüftgelenk oder ausdem Bauchraum können ähnliche Schmerzen verursachen. Daher ist eine eingehende Untersuchung der Leistenregion erforderlich, um eine Leistenhernie festzustellen.Die Gefahr bei allen Brüchen, insbesondere bei Leisten- und Schenkelhernien ist die Einklemmung (Inkarzeration). Durch eine plötzliche Druckerhöhungz. B. beim Heben oder Husten wird soviel Gewebe durchdie bestehende Lücke gepresst, dass das Gewebe nichtmehr zurückgleiten kann. Da in dieser Situation auchdie ernährenden Blutgefäße mit eingeklemmt werden,stirbt das eingeklemmte Gewebe ab. Eine eingeklemmteHernie, die sich nicht zurückdrücken läßt, muss daherimmer sofort operativ versorgt werden.DiagnostikDie Untersuchung der Leiste erfolgt zunächstdurch ein Abtasten der Leistengegend. Anschließendfasst der Untersucher in den Leistenkanal, um festzustellen, ob dort beim Husten und Pressen Gewebein den Leistenkanal oder durch die “direkte” Bruchpforteeindringt. Ist dies nicht festzustellen, erfolgt alsweitere diagnostische Maßnahme eine Ultraschall-untersuchung der Leiste. In vielen Fällen läßt sichbei dieser Untersuchung das hin- und hergleitende Gewebe aus dem Bauchraum im Bereich der Leistenachweisen. Zudem zeigt der Ultraschall auch andereUrsachen für den Leistenschmerz, z. B. Lymphknoten-schwellungen.Hat ein Untersucher oder der Patient selbst eine “Beule”in der Leiste festgestellt, ist dies in der Regel beweisend für das Vorliegen einer Leistenhernie.Sind alle oben angeführten Untersuchungen negativ,muss nach weiteren Ursachen für den Leistenschmerzgesucht werden. Röntgenaufnahmen der Hüfte, ggf.ein Computertomogramm des Bauchraumes, einegynäkologische, urologische, neurologische oderorthopädische Untersuchung können erforderlich sein.
Grobes Schema der Anatomie:1: Beckenknochen, 2: Leistenband, 3: Schambein, 4: Bauchdeckenmuskulatur5: Nabel, 6: Oberschenkelknochen,7: Teile der Oberschenkelmuskulatur
Blick auf einen kombinierten Leistenbruchlinks während einer Bauchspiegelung.Loch rechts: “direkter Bruch”Loch links: “indirekter Bruch”, der Samen-leiter ist als weiße Struktur unter demBauchfell erkennbar
Indirekte Leistenhernie rechts, Blick auf deninneren Leistenring
Direkte Leistenhernie rechts, der Bruch wareingeklemmt. Das Gewebe, dass in derLücke fest hing, wurde im Rahmen der Operation bereits in den Bauchraum zurück-gezogen.
Direkte Leistenhernie links, die Samenstrang-gefäße (8) und der Samenleiter (9) sind guterkennbar. Die Gefäße vereinen sich imBereich des inneren Leistenrings (10) zumSamenstrang.