AllgemeinesGrundsätzlich kann die Operation in örtlicher Betäubung (Lokalanästhesie),in Regionalanästhesie und in allgemeiner (Voll-) Narkose erfolgen. Wir bevorzugen die Durchführung der Operation in Allgemeiner Narkose, da dieses Vorgehen fürden Patienten eine deutlich besseren Komfort und Schmerzfreiheit bietet.Wir wählen das Verfahren nach Lichtenstein entsprechen der Empfehlung derEuropäischen Herniengesellschaft bei Patienten über dem 30. Lebensjahr, beiPatient mit extremer Bindegewebsschwäche und bei Patienten mit großen Brüchen,wenn ein endoskopisches/laparoskopisches Verfahren aus medizinischen Gründennicht angezeigt ist. Das Verfahren eignet sich auch für die Versorgung im Falle einesRückfalls (Rezidiv).OperationGrundsätzlich entsprechen die ersten Operationsschritte dem Verfahren nachShouldice.Nach Desinfektion und steriler Abdeckung des Operationsgebietes erfolgt derZugang zur Leistenmuskulatur und dem inneren Leistenring entweder über einenSchrägschnitt oder in manchen Fällen kosmetisch günstiger über einen quer-verlaufenden Hautschnitt. Die Schnittlänge hängt ab von der Größe des Bruchesund dem Gewicht des Patienten und beträgt zwischen 5 cm und maximal 10 cm.Anschließend erfolgt die Durchtrennung des Fettgewebes und einer dünnenBindegewebsstruktur, die Externus-Aponeurose genannt wird. Der so genannteBruchsack (bei indirekter Hernie) wird aufgesucht, dieser entsteht durch Dehnungdes Bauchfells. Dieser wird freipräpariert, eröffnet, an der Basis mit Naht ver-schlossen und entfernt. Der nächste Schritt ist die Stabilisierung der “Hinterwand” der Leiste, hierzu wirddiese (Faszia transversalis) längs eröffnet und mit einer von Shouldice entwickeltenfortlaufende Nahttechnik gedoppelt. Hierzu verwendet man nicht auflösbaresNahtmaterial. Die Nahtreihe wird an der Knochenhaut des Schambeines fixiert,um an dieser Stelle Rückfälle zu vermeiden. Schicht für Schicht werden nun die Muskeln am Leistenband fixiert. Im Gegensatz zu der Operationsmethode nach Shouldice wird nun zur zusätzlichenStabilisierung der Leistenregion ein Kunststoffnetz zugeschnitten und auf derMuskulatur fixiert. Diese Kunststoffnetze provozieren den Körper zur Bildungeiner festen Narbe, welche die Leistenregion zusätzlich stabilisiert. Die modernen“leichten” Netze zeigen auch nach langen Jahren des Einsatzes in der Medizin wenigKomplikationen. Das Netz wird seitlich mit fortlaufender Naht am Leistenbandbefestigt, zur Mitte hin mit einzelnen Nähten, um die dort verlaufenden Nerven zuschonen. Der Samenstrang wird in einen zugeschnitten Schlitz gelegt, die beidenSchlitz-Enden ebenfalls mit Naht verschlossen.Die Externusaponeurose wird ebenfalls mittels Naht verschlossen. Bei Blutungstendenz im Operationsgebiet wird für 24-48 Std. eine Saugdrainage eingelegt. Das Fettgewebe wird mittels Naht adaptiert, die Haut mit einer feinen intrakutanen Naht verschlossen, diese ist resorbierbar, löst sich also von selbst auf, ein “Ziehen” von Fäden ist daher in der Regel nicht erforderlich.Es handelt sich bei der Operation nach Lichtenstein also um ein mehrschichtigesNahtverfahren mit zusätzlicher Implantation eines Kunststoffnetzes, um die Faszien und die Muskulatur in der Leistenregion zu straffen und zu stabilisieren.Schematische Darstellung der Shouldice Operation:1 = Naht des Bauchfells, Verschluss des Bruchsackes2 = Dopplung des Fazia transversalis mit Befestigung an der Knochenhaut desSchambeins3 =Naht der Muskulatur, Befestigung am Leistenband4 =Implantiertes Kunststoffnetz (Blau)5 =Naht/Rekonstruktion der Externusaponeurose und des Leistenkanals6 =Naht des Fettgewebes7 = Hautnaht8 =Schambein9 =SamenstrangWeitere Informationen und Details unter Nach der OperationIn der Phase nach der Operation ist eine medikamentöse Schmerztherapie meistfür 5 - 7 Tage erforderlich. Die Schmerzen entstehen einerseits durch dieStraffung des Gewebes andererseits durch den Schnitt in der Haut (Wundschmerz).Die Schmerzen sind allerdings nicht stark, einfache Schmerzmittel, die von unsrezeptiert werden (wie z. B. Ibuprofen), reichen in der Regel aus. Eine Vorbeugunggegen Thrombose (Thrombosespritzen und Kompressionsstrümpfe) ist in derRegel für 5 Tage erforderlich, eine Stuhlregulation mit leichten Abführmitteln kannebenfalls notwendig werden, um festen Pressen nach der Operation zu vermeiden.Duschen ist normalerweise ab dem 3. Tag nach der Operation wieder möglich. Die Arbeitsfähigkeit ist in der Regal nach 3-4 Wochen wieder möglich, allerdings miteiner Einschränkung:Dieses Operationsverfahren erfordert eine Schonung der Bauchmuskulatur fürca. 3 Monate, in den ersten zwei Wochen sollten nicht mehr als10 kg gehoben werden, innerhalb der ersten drei Monate nicht mehr als 30 kg.Auto fahren, Intimverkehr und Sport sollten erst wieder bei vollkommener Schmerzfreiheit begonnen werden, die “Freigabe” für die Aktivitäten erfolgt je nach Wundheilung und Befund bei den Nachuntersuchungen in unserer Praxis.Unser Informationsblatt für das Verhalten nach Leistenbruchoperationen können sie hier herunterladen: Ergebnisse der Lichtenstein Operation:Die Rückfallquote ist abhängig von der Größe des Bruches, in den derzeitvorliegenden Studien wird eine Rückfallquote von 0,1 - 1,6% bei kleineren Brüchen(unter 3 cm) und eine Quote von 3-5% bei größeren Brüchen. Die Rückfallquoteist aber auch Altersabhängig, daher empfiehlt die Europäische Herniengesellschaftdie Implantation eines Kunststoffnetzes ab dem 18. Lebensjahr.Komplikationen:Selten entstehen nach der Operation Infektionen der Wunde. Ebenso selten findensich Blutergüsse und Ansammlungen von Wundwasser (Serome) unter der Wunde.Letztere können meist durch die Haut mit einer schmerzarmen Punktion abpunktiertwerden. Stauungen der Blutgefäße des Samenstranges sind ebenfalls selten.Große Probleme bei der offenen Leistenbruchoperation bereiten die Hautnerven,die durch die Leistenregion ziehen. Diese sind für das Empfinden von Berührungund Schmerz im Bereich des Schambeines und des Hodensackes verantwortlich.Bei Irritation dieser Nerven durch die Operation und die anschließende Narben-bildung können chronische Schmerzen entstehen. Ebenso kann die notwendigeVerankerung der Naht an der Knochenhaut des Schambeines zu chronischen Schmerzen führen. Die neueren Studien zum chronischen Schmerz nach Leisten-bruchoperation zeigen, dass diese unangenehme Komplikation nicht selten ist.Bis zu 10% der Patienten können nach Leistenbruchoperationen diesen chronischenSchmerz entwickeln. Die Behandlung erfolgt mit Schmerz- und entzündungshemmenden Medikamenten,sowie durch Infiltration (Unterspritzung) der Schmerzzone mit örtlichen Betäubungs-mitteln. In vielen Fällen lassen sich damit auf Dauer die chronischen Schmerzenbeseitigen. In seltenen Fällen muss durch eine zweite Operation der verantwortlicheNerv durchtrennt werden. Es resultiert ein Taubheitsgefühl im Bereich des Scham-beines und des Hodensackes. In manchen Fällen wird bei der Leistenbruchoperationder Nerv schon durchtrennt, wenn dieser verdickt und gereizt ist, um ein chronischesSchmerzsyndrom zu verhindern.Qualitätssicherung:Zur Sicherung der Qualität unserer Operationen und zur Überprüfung der Ergebnisse sind wir an der Deutschland weitenQualitätsstudie Herniamed beteiligt.